Der Traum vom Fliegen beginnt für viele angehende Pilot:innen mit einer der größten Hürden ihrer Karriere: dem Pilotentest. Dieses umfassende Eignungsauswahlverfahren soll sicherstellen, dass nur die besten Bewerber:innen die notwendigen Fähigkeiten für den anspruchsvollen Beruf im Cockpit mitbringen. Wer eine Karriere bei einer renommierten Fluggesellschaft wie der Lufthansa Gruppe, zu der auch Austrian Airlines gehört, oder eine militärische Laufbahn beim Deutschen Bundeswehr oder dem Österreichischen Bundesheer anstrebt, muss dieses rigorose Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über die Voraussetzungen, den Ablauf, die Inhalte und die Besonderheiten des Pilotentests in beiden Ländern wissen müssen und wie eine gezielte Eignungstest-Vorbereitung Ihre Erfolgschancen maßgeblich erhöht.

Was ist der Pilotentest?

Der Pilotentest, oft auch als Eignungsauswahlverfahren bezeichnet, ist ein mehrstufiger Prozess, der die grundlegende Eignung von Bewerber:innen für den Pilotenberuf überprüft. Er soll sicherstellen, dass Kandidat:innen über die notwendigen kognitiven, psychomotorischen, psychologischen und sozialen Kompetenzen verfügen, um den hohen Anforderungen im Cockpit gerecht zu werden. Der bekannteste Test im deutschsprachigen Raum ist der sogenannte DLR-Test, der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt wird. Das Bestehen dieses Tests ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt einen der begehrten Ausbildungsplätze zu erhalten. Die Durchfallquote ist hoch; Schätzungen zufolge bestehen nur etwa 5 % aller Bewerber:innen das gesamte Verfahren.

Grundlegende Voraussetzungen für angehende Pilot:innen

Bevor man sich zum Pilotentest anmeldet, müssen einige formale Kriterien erfüllt sein. Diese sind durch europäische Vorschriften weitgehend harmonisiert, können aber im Detail je nach Airline und Land variieren. Die typischen Anforderungen umfassen:

  • Bildungsabschluss: Allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife (in Deutschland Abitur, in Österreich Matura oder Berufsreifeprüfung).
  • Alter: Mindestens 17 oder 18 Jahre zum Zeitpunkt der Bewerbung.
  • Staatsbürgerschaft & Reisepass: EU-Bürgerschaft und ein uneingeschränkt gültiger Reisepass.
  • Sprachkenntnisse: Fließende Deutsch- und sehr gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift.
  • Sehvermögen: Eine Sehschwäche ist nicht per se ein Ausschlusskriterium. Die Grenzen liegen oft bei maximal +5/-6 Dioptrien.
  • Körperliche Konstitution: Eine gute allgemeine körperliche Verfassung und eine Körpergröße meist zwischen 1,65 m und 1,98 m.
  • Zuverlässigkeit: Ein tadelloser Leumund (einwandfreies Strafregister).

Der Ablauf des DLR-Tests für zivile Fluggesellschaften

Der zivile Pilotentest, insbesondere der für die Lufthansa Gruppe und somit auch für Austrian Airlines, ist in mehrere Stufen gegliedert. Wer eine Stufe nicht besteht, scheidet aus dem Verfahren aus.

Phase 1: Berufsgrunduntersuchung (BU)

Die Berufsgrunduntersuchung (BU) ist ein eintägiges, intensives Testverfahren am Computer, das in Hamburg stattfindet. Hier werden die grundlegenden Fähigkeiten und Kenntnisse der Bewerber:innen geprüft. Zu den getesteten Bereichen gehören unter anderem Allgemeinwissen, Mathematik, Physik, Englischkenntnisse, logisches Denken, Merkfähigkeit, Konzentration und räumliches Orientierungsvermögen.

Der Pilotentest bei Austrian Airlines

Als Teil der Lufthansa Gruppe nutzt auch Austrian Airlines das DLR-Testverfahren zur Auswahl ihrer zukünftigen Pilot:innen. Für Bewerber:innen ohne Vorerfahrung (Ab-Initio) ist der erste Schritt das erfolgreiche Bestehen des DLR-Zertifikats, welches die Berufsgrunduntersuchung (BU) umfasst. Ein positives Zertifikat ist Voraussetzung für die weiteren Schritte im Auswahlverfahren von Austrian Airlines, welche die sozialen und teamorientierten Kompetenzen prüfen.

Phase 2: Firmenqualifikation (FQ)

Die Firmenqualifikation (FQ) erstreckt sich meist über zwei Tage und konzentriert sich stärker auf die Persönlichkeit und die sozialen Kompetenzen der Anwärter:innen. Dieser Teil des Auswahlverfahrens beinhaltet psychologische Tests, Teamübungen (Gruppenübungen) und Stress-Simulationen. Die hier geprüften Merkmale sind für die spätere Arbeit im Team und unter Druck von entscheidender Bedeutung: Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Sozialkompetenz und Motivation. Den Abschluss bildet in der Regel ein Einzelinterview.

Typische Inhalte und Testbereiche im Überblick

Eine gezielte Eignungstest-Vorbereitung ist essenziell. Die Aufgaben im Pilotentest sind vielfältig und anspruchsvoll. Sie lassen sich grob in drei Kernbereiche einteilen.

TestbereichBeispiele für Testaufgaben
Kognitive FähigkeitenMathematische Textaufgaben, Kopfrechnen ohne Taschenrechner, logische Matrizentests, Erkennen von Mustern, akustische und visuelle Merkfähigkeitstests (z.B. Buchstaben-Gedächtnis-Test).
Psychomotorik & MehrfachbelastbarkeitTests, die die Hand-Auge-Fuß-Koordination prüfen, oft in Kombination mit weiteren Aufgaben, um die Fähigkeit zum Multi-Tasking unter Stress zu simulieren.
Persönlichkeit & SozialkompetenzPsychologische Fragebögen, Gruppendiskussionen zu einem vorgegebenen Thema, Rollenspiele und das abschließende, strukturierte Interview.

Die Bedeutung der Eignungstest-Vorbereitung

Der Pilotentest gilt als einer der härtesten Einstellungstests. Eine sorgfältige und frühzeitige Eignungstest-Vorbereitung ist daher unerlässlich. Da der Test in der Regel nicht wiederholt werden kann, ist die erste Chance oft die einzige. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Vorbereitung, von Online-Testtrainern über Fachliteratur bis hin zu speziellen Vorbereitungsseminaren. Diese helfen dabei, sich mit den typischen Aufgabenformaten vertraut zu machen, Lösungsstrategien zu entwickeln und die eigene Leistungsfähigkeit gezielt zu steigern.

Die medizinische Tauglichkeit: Das Medical Klasse 1

Parallel oder im Anschluss an den bestandenen Pilotentest steht eine weitere entscheidende Prüfung an: die flugmedizinische Tauglichkeitsuntersuchung, auch bekannt als „Medical Klasse 1“. Diese stellt sicher, dass die Bewerber:innen die gesundheitlichen Voraussetzungen für den Pilotenberuf erfüllen. Untersucht werden unter anderem das Herz-Kreislauf-System, das Hör- und Sehvermögen, die Lungenfunktion sowie die allgemeine körperliche und psychische Gesundheit. Auch ein Drogenscreening ist Teil der Untersuchung.

Das Medical Klasse 1 in Österreich

In Österreich ist die Austro Control GmbH die zuständige Behörde für den Bereich der Flugmedizin. Die Untersuchungen für das Medical Klasse 1 werden von speziell anerkannten flugmedizinischen Sachverständigen (AMEs) in sogenannten Aeromedical Centers (AeMC) durchgeführt. Diese Zentren, beispielsweise in Wien, bieten alle notwendigen Untersuchungen an, um die physische und psychische Eignung gemäß den europäischen EASA-Vorschriften festzustellen. Die Gültigkeit des Zeugnisses beträgt für Berufspilot:innen unter 40 Jahren in der Regel 12 Monate.

Besonderheiten beim Militär: Bundeswehr und Bundesheer

Sowohl in Deutschland als auch in Österreich durchlaufen angehende Militärpilot:innen ein gesondertes, staatliches Auswahlverfahren, das sich vom zivilen Prozess unterscheidet.

Pilotentest bei der Deutschen Bundeswehr

Wer sich für eine Karriere als Pilot:in bei der Deutschen Bundeswehr entscheidet, durchläuft ein mehrphasiges Auswahlverfahren im Karrierecenter der Bundeswehr. Es umfasst neben Tests zu kognitiven und psychomotorischen Fähigkeiten auch eine Überprüfung der charakterlichen Eignung und Trainingsflüge am Flugsimulator.

Pilotentest beim Österreichischen Bundesheer

Auch beim Österreichischen Bundesheer ist der Weg ins Cockpit mehrstufig. Bewerber:innen müssen zunächst die grundsätzliche Eignung (u.a. österreichische Staatsbürgerschaft, Fitness, einwandfreier Leumund) nachweisen. Das eigentliche Auswahlverfahren beinhaltet umfassende medizinische und psychologische Tests sowie eine Überprüfung der sportlichen Leistungsfähigkeit. Die Ausbildung gliedert sich in mehrere Phasen: von der allgemeinen militärischen Grundausbildung bis zur Spezialisierung auf einem konkreten Flugzeug- oder Hubschraubertyp wie dem Eurofighter.

Kosten und Wiederholbarkeit des Tests

Die Teilnahme am DLR-Test ist mit Kosten verbunden, die im Jahr 2025 bei etwa 386 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer liegen. Eine der wichtigsten und oft ernüchterndsten Regeln des DLR-Tests ist, dass er für eine Bewerbung bei einer bestimmten Airline in der Regel nicht wiederholt werden kann. Wer einmal durchfällt, hat bei den meisten großen Fluglinien keine zweite Chance. Umso wichtiger ist es, den Test mit maximaler Vorbereitung anzugehen.

Fazit: Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Vorbereitung

Der Pilotentest ist eine anspruchsvolle, aber faire Hürde auf dem Weg in eines der faszinierendsten Berufsfelder – in Österreich wie in Deutschland. Er prüft ein breites Spektrum an Fähigkeiten, von analytischem Denkvermögen über psychische Belastbarkeit bis hin zu sozialen Kompetenzen. Die hohen Anforderungen und die geringe Erfolgsquote unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden und zielgerichteten Eignungstest-Vorbereitung. Wer die formalen Voraussetzungen erfüllt und bereit ist, Zeit und Energie in das Training zu investieren, kann seine Chancen, den Traum vom Fliegen zu verwirklichen, entscheidend verbessern.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wer führt den Pilotentest für Austrian Airlines durch?

Da Austrian Airlines zur Lufthansa Gruppe gehört, wird auch für deren Bewerber:innen der standardisierte DLR-Test vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Grundlage für das Auswahlverfahren genutzt.

Wo erhalte ich in Österreich das Medical Klasse 1?

Das flugmedizinische Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1 erhalten Sie in Österreich bei einem von der Austro Control GmbH zertifizierten Aeromedical Center (AeMC).,

Gibt es Unterschiede beim Test für das Österreichische Bundesheer?

Ja, das Auswahlverfahren des Bundesheeres ist ein eigenständiger, mehrphasiger Prozess, der speziell auf die militärischen Anforderungen zugeschnitten ist und neben flugerischen Fähigkeiten auch die allgemeine militärische Eignung prüft.

Wie schwer ist der Pilotentest?

Der Pilotentest, insbesondere der DLR-Test, gilt als einer der schwierigsten Einstellungstests. Die Durchfallquote ist sehr hoch, nur etwa 5 % aller Bewerber:innen bestehen das gesamte Verfahren.

Kann man den Pilotentest wiederholen?

Nein, in der Regel kann der Pilotentest bei den meisten großen Fluggesellschaften nicht wiederholt werden. Ein einmaliges Nichtbestehen bedeutet meist das Ende der Bewerbungsmöglichkeit bei dieser Airline.

Quellen

  1. Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): DLR-Zertifikat Cockpit
  2. Austro Control GmbH: Flugmedizin
  3. Dr. med. Florian Fischer: Austro Control – Flugtauglichkeituntersuchungen
  4. Austro Control GmbH: Flugmedizinische Sachverständige (AME)
  5. Austrian Wings: Bundesheer: Ab Herbst 14 neue Piloten in Ausbildung
  6. Airpower.at: Piloten gesucht! So wird man Pilot beim Bundesheer
  7. Bundesheer: Militärpilot – Karriere
  8. APA-OTS: Bundesheer wirbt um Piloten für Luftstreitkräfte
  9. Easyflight Training: Austrian Airlines Assessment Preparation
  10. Austrian Cockpit Association: Ausbildung – Wie wird man Pilot / Pilotin
  11. Austrian Airlines: Pilot Recruitment – Ready for takeoff?
  12. TRAVEL MED CENTER: Fliegerärztliche Untersuchung
  13. Motorflugunion Klosterneuburg: EASA-Medical
  14. APA-OTS: Bundesheer: Pilotenberuf begehrt wie noch nie
  15. Aviation Academy Austria: Traumberuf Pilot
  16. Austrian Wings: Fliegerärzte kritisieren Austro Control
  17. TestHelden: Piloten Eignungstest Österreich 2025 üben
  18. Austrian Airlines: Beginnerplus – Pilot Recruitment
  19. Pilotenausbildung.net: Pilotentest
  20. Wiener Privatklinik: Aeromedical Center