Das SEK Aufnahmeverfahren ist das strenge interne Auswahlverfahren, um in ein Spezialeinsatzkommando der Polizei aufgenommen zu werden. Ein direkter Quereinstieg von extern ist nicht möglich: Bewerber:innen müssen zuerst die Polizeiausbildung absolvieren und Berufserfahrung sammeln [1]. Entsprechend hoch sind die Anforderungen – nur die besten Polizeibeamt:innen haben eine Chance, den mehrtägigen SEK Auswahlverfahren zu bestehen. Im Folgenden erkläre ich die wichtigsten Voraussetzungen, den genauen Ablauf der Auswahlprüfungen sowie die anschließende Ausbildung der angehenden SEK-Beamt:innen.
Voraussetzungen für das SEK
Polizist:in sein: Die grundlegende Voraussetzung, um überhaupt zum SEK zu gelangen, ist eine erfolgreiche Karriere bei der Polizei. Externe Bewerbungen beim SEK sind ausgeschlossen – man kann sich nur innerhalb der Polizei für das SEK bewerben [1]. In der Praxis bedeutet das: Interessent:innen müssen zunächst die reguläre Polizeiausbildung durchlaufen und einige Jahre Streifendienst leisten. Erst danach kommt ein Wechsel in ein Spezialeinsatzkommando in Frage.
Alter und Dienstzeit: Da die Bewerber:innen bereits ausgebildete Polizist:innen sein müssen, ergibt sich ein gewisses Einstiegsalter. Je nach Bundesland gelten Höchstgrenzen – in der Regel darf man nicht älter als etwa 34 Jahre sein, wenn man sich beim SEK bewirbt [1]. Das Mindestalter liegt meist um Mitte 20, da zuvor ausreichend Dienstjahre und Erfahrung gesammelt werden sollen.
Körperliche Fitness: Eine ausgezeichnete körperliche Leistungsfähigkeit ist unerlässlich. Die genauen Anforderungskataloge variieren je nach Polizeiland, doch ein herausragendes Niveau in Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Geschicklichkeit wird vorausgesetzt. Beispielsweise fordert die Polizeidienstvorschrift in Niedersachsen für SEK-Anwärter:innen eine sehr hohe Ausdauerleistungsfähigkeit: Im Ergometertest ist mindestens ein Leistungswert von 100% W170 zu erreichen [2]. Auch bestimmte gesundheitliche Kriterien gelten: So müssen SEK-Kandidat:innen in Niedersachsen etwa in jedem Auge ohne Sehhilfe über volle Sehschärfe (Visus 1,0) verfügen [3]. Generell sollten keine chronischen Erkrankungen, kein hohes Verletzungsrisiko und eine körperliche Konstitution im Spitzenbereich vorliegen.
Psychische Eignung: Neben der Physis spielen charakterliche Eigenschaften eine wichtige Rolle. Anwärter:innen für Spezialeinheiten müssen psychisch belastbar, stressresistent und teamfähig sein [1]. Ein einwandfreier Leumund, hohe Zuverlässigkeit und ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein werden vorausgesetzt. Bereits im Dienst sollte man sich durch überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft, Disziplin und souveränes Auftreten in Belastungssituationen bewiesen haben. Auch mentale Stärke – die Fähigkeit, in Gefahrensituationen kühlen Kopf zu bewahren – ist für angehende SEK-Beamt:innen unerlässlich.
Ablauf des SEK-Auswahlverfahrens
Die genaue Durchführung des Auswahlverfahrens kann sich je nach Bundesland leicht unterscheiden, läuft aber im Kern ähnlich ab. Da die Spezialeinsatzkommandos nur die besten Kräfte aufnehmen, ist das Aufnahmeverfahren ausgesprochen anspruchsvoll. Erstreckt über mehrere Tage, umfasst es verschiedene Prüfungsstufen:
Sportliche Eignungsprüfungen
Ein Schwerpunkt des Auswahlverfahrens sind umfangreiche Sporttests. Hier müssen die Bewerber:innen ihre konditionellen und koordinativen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Es werden sowohl Kraftübungen (z. B. Klimmzüge und Bankdrücken), als auch klassische Disziplinen der Leichtathletik (Laufen, Sprint, Sprung) abverlangt. Die genauen Anforderungen sind extrem hoch angesetzt. Beispielsweise fordert die GSG 9 des Bundes bei ihrem Aufnahmetest folgende Mindestleistungen [5][6][7]:
Übung | Mindestanforderung |
---|---|
Bankdrücken | 10 Wiederholungen mit 75% des Körpergewichts |
Klimmzüge | 10 Stück (sauber und vollständig ausgeführt) |
Cooper-Lauf | Mindestens 3.000 m in 12 Minuten |
100 m Sprint | Maximal 13,4 Sekunden |
Standweitsprung | Mindestens 2,4 Meter |
Darüber hinaus werden weitere praxisnahe Aufgaben gestellt, wie Hindernisparcours, Schwimm- oder Tauchtests und Abseilen, um Fitness und Geschicklichkeit in Ausrüstung zu prüfen.
Psychologische Tests und Interviews
Die psychische Eignung wird durch Intelligenz- und Reaktionstests, persönlichkeitsdiagnostische Fragebögen sowie Gruppenaufgaben und Planspiele geprüft. In anschließenden Interviews simulieren Ausbilder:innen kritische Situationen, um Motivation und Entscheidungsfähigkeit zu bewerten.
Medizinische Untersuchung
Am Abschluss steht eine umfassende polizeiärztliche Untersuchung: Belastungs-EKG, Bewegungsapparatprüfung und Sinnesorgane werden getestet, um die volle Einsatzfähigkeit sicherzustellen.
Erfolgsquote: Oft liegt die Bestehensquote unter 20%, bei GSG 9 nur bei 10–15% [4], da Plätze begrenzt und Ansprüche extrem hoch sind.
Ausbildung nach dem SEK-Aufnahmeverfahren
Nach bestandener Auswahl folgt die spezielle SEK-Ausbildung über 4–6 Monate, vergleichbar mit der GSG 9-Grundausbildung von 4,5 Monaten [8]. Sie umfasst:
- Taktik & Einsatzplanung: Zugriffstechniken, Geiselbefreiung, Terrorismusabwehr.
- Waffenausbildung & Sprengmittelkunde: Präzisionsgewehre, MP5, Sprengöffnungen.
- Höhen- & Gebirgsausbildung: Abseilen, Klettern, Hubschraubereinsatz.
- Nahkampf: Waffenloser Kampf, Festnahmetechniken.
- Taktische Sanitätsausbildung: Notfallmedizin unter Stress.
Trainings unter Extrembedingungen (z. B. 56 km Marsch und anschließende Schießtests bei Nacht) formen Teamgeist und Belastbarkeit [9].
Fortlaufende Prüfung: Nach Abschluss gibt es jährliche Fitness- und Einsatzfähigkeitstests, sonst Rückversetzung in den regulären Dienst.
FAQ – Häufige Fragen
Wie bewirbt man sich beim SEK?
Nur intern: Polizeiausbildung absolvieren, Streifendienst leisten und sich dann über internes Ausschreibungsverfahren für freie SEK-Stellen bewerben.
Welche Voraussetzungen braucht man?
Polizeidienst, körperliche Höchstleistung, psychische Belastbarkeit, einige Jahre Erfahrung.
Wie läuft das Auswahlverfahren ab?
Mehrtägige Sporttests, psychologische Tests, Interviews und medizinische Untersuchung.
Wie lange dauert die SEK-Ausbildung?
Rund 4–6 Monate spezialisierte Ausbildung nach Auswahlverfahren.
Was verdient ein SEK-Beamt:in?
Normales Polizeigehalt zzgl. Erschwerniszulage von 200–300 € monatlich [10].
Wie hoch ist die Durchfallquote?
Unter 20%, teilweise nur 10–15% bestehen alle Stufen.
Quellen
- Indeed Karriere-Ratgeber – Wie wird man SEK-Beamter (10 Aug 2024)
- Nds. Vorschrifteninformationssystem – Polizeispezialeinheit-Untersuchungsrunderlass (08.08.2009)
- Nds. Vorschrifteninformationssystem – Ergometrie & Sehschärfe
- Wikipedia – GSG 9 (Auswahlverfahren, Erfolgsquoten)
- Bundespolizei – GSG 9 Krafttest
- Bundespolizei – GSG 9 Ausdauertest
- Bundespolizei – GSG 9 Sprungtest
- Wikipedia – GSG 9 Grundausbildung (4,5 Monate)
- Berliner Morgenpost – Der Härtetest (SEK Berlin, 2012)
- Brandenburg – SEK-Zulage 300 €/Monat (2018)