In Österreich ist das Gewerbe der Immobilientreuhänder:innen reglementiert. Wer als Immobilienmakler:in, Immobilienverwalter:in oder Bauträger:in tätig sein möchte, muss eine staatliche Befähigungsprüfung erfolgreich ablegen[1]. Die Vorbereitung auf diese Prüfung, oft als Ausbildung zum/zur Immobilientreuhänder:in bezeichnet, vermittelt relevante rechtliche, wirtschaftliche und technische Kenntnisse. Im Folgenden erfahren Sie, welche Inhalte und Voraussetzungen diese Ausbildung umfasst und welche Karrierechancen sich danach eröffnen.
Immobilientreuhänder:innen – Begriff und Aufgaben
Immobilientreuhänder:innen sind Fachleute der Immobilienwirtschaft. Dazu zählen insbesondere Immobilienmakler:innen, Immobilienverwalter:innen und Bauträger:innen. Sie beraten Kund:innen beim Kauf, Verkauf, der Vermietung und Bewirtschaftung von Grundstücken und Gebäuden. Beispielsweise vermittelt ein:e Makler:in Immobilienverträge, während ein:e Verwalter:in die laufende Hausverwaltung übernimmt. Immobilientreuhänder:innen überwachen auch Bauvorhaben und unterstützen Eigentümer:innen bei der optimalen Nutzung ihrer Liegenschaften.
Rechtliche Grundlagen und Befähigungsprüfung
Das Gewerbe des Immobilientreuhänders / der Immobilientreuhänderin ist in Österreich reglementiert. Voraussetzung für die Gewerbeberechtigung ist das Ablegen einer staatlichen Befähigungsprüfung[1]. Diese Gewerbeprüfung (vergleichbar einer Meisterprüfung) wird von einer Fachstelle der Wirtschaftskammer abgehalten und gliedert sich in der Regel in vier Module[4]. Erst nach erfolgreichem Bestehen aller erforderlichen Module wird das Befähigungsprüfungszeugnis ausgestellt. Darüber hinaus verlangt die Gewerbeordnung die „Eigenberechtigung“ – das heißt, man muss mindestens 18 Jahre alt sein, um zur Prüfung zugelassen zu werden[3].
Ausbildung zum/zur Immobilienmakler:in und Immobilienverwalter:in
Die praktische Vorbereitung auf die Befähigungsprüfung erfolgt meist über Lehrgänge bei Instituten wie WIFI, ÖVI oder anderen Bildungsanbietern. Typischerweise folgt die Ausbildung einem modularen Aufbau: Zuerst besucht man einen Grundkurs – etwa einen Kombikurs für Makler:innen und Verwalter:innen oder einen gesonderten Bauträgerkurs – und ergänzt anschließend fehlende Unterrichtsbestandteile in einem Intensivkurs[5]. Dadurch kann man gezielt Lücken schließen und sich optimal auf die gewerbespezifischen Prüfungsteile vorbereiten. Solche Kurse werden als Präsenzlehrgang oder als Fernlehrgang (online oder hybrid) angeboten.
Kursinhalte und Prüfungsinhalte
Die Ausbildung deckt typische Themen aus Recht, Wirtschaft und Technik ab[2]. Dazu zählen allgemeines Zivil- und Handelsrecht, Gewerbe- und WKO-Organisation, Wohnrecht, Grundbuchwesen, Baurecht, Raumordnung und Grundverkehr. Im wirtschaftlichen Bereich werden etwa Wohnbauförderung, Immobilienbewertung und Rentabilitätsrechnungen behandelt; in technischen Einheiten sind z.B. Vermessungswesen und Energieausweis vorgesehen[2]. Darauf aufbauend gibt es separate Inhalte für die einzelnen Gewerbe: Vermietungs- und Provisionsrecht im Maklerbereich, WEG/MRG-Verwaltung und Betriebskostenabrechnung für Verwalter:innen sowie Bauträgervertragsrecht, Bauleitung und Beurteilung von Bauleistungen für Bauträger:innen.
Gewerbe | Inhalte (Stichworte) |
---|---|
Immobilienmakler:in | Maklerrecht, Provisions- und Vertragsrecht, Agrarrecht, Verbraucher- und Konsumentenschutz, Finanzierungsmethoden, Vermarktung & Verkaufskonzepte, Standort- und Marktanalysen, Wertermittlung |
Immobilienverwalter:in | Wohneigentums- und Mietrecht (WEG/MRG), Betriebskostenabrechnung (BK, Heizkosten), Versicherungs-, Steuer- und Hausversorgungsrecht, Standes- und Ausübungsverordnung, Facility Management, Abwicklung von Eigentümerversammlungen |
Bauträger:in | Bauträgervertragsrecht, Bau- und Vergaberecht, Vertragsabwicklung sowie Gewährleistung und Schadenersatz, Honorarrichtlinien, Organisation von Bauprojekten und Finanzierungskonzepte |
Voraussetzungen
Für die Zulassung zur Befähigungsprüfung gilt als einzige zwingende Voraussetzung das vollendete 18. Lebensjahr[3]. Es gibt keine vorgeschriebene Schulbildung oder formale Ausbildung, die man zwingend nachweisen muss. Jedoch erlauben in vielen Fällen bereits erworbene Qualifikationen und Ausbildungen, wie etwa einschlägige Lehrabschlüsse oder Hochschulstudien, dass einzelne Prüfungsinhalte anerkannt oder der Lehrgang verkürzt wird. Der Lernerfolg hängt außerdem stark von Vorkenntnissen in Wirtschaft und Recht ab, weshalb Teilnehmer:innen oft auch praktische Erfahrung oder kaufmännische Grundkenntnisse mitbringen.
Karriere und Berufsaussichten
Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung und der Befähigungsprüfung ergeben sich vielfältige Berufswege. Ausgebildete Immobilientreuhänder:innen finden Beschäftigung z.B. in Maklerbüros, Hausverwaltungen, Bauträgerfirmen oder Immobiliengesellschaften. Die Berufsaussichten sind generell gut: Die Nachfrage nach Immobilienvermittlung bleibt hoch, da steigende Bevölkerungszahlen besonders in Ballungszentren Wohnraum benötigen[5]. Auch die Verwaltung aufwendiger Liegenschaften wird zur Sicherstellung ordnungsgemäßer Bewirtschaftung häufig an externe Fachleute vergeben, weshalb auch für Immobilienverwalter:innen gute Perspektiven bestehen[6]. Mit abgeschlossener Befähigungsprüfung verfügt man über das Qualifikationsniveau einer Meisterprüfung (NQR Level 6) und kann beispielsweise eine selbständige Tätigkeit aufnehmen oder in leitender Position im Immobilienwesen arbeiten.
Häufige Fragen (FAQ)
Was ist ein Immobilientreuhänder oder eine Immobilientreuhänderin?
Immobilientreuhänder:innen sind Immobilienfachleute, die in Österreich die Gewerbe Immobilienmakler:in, Immobilienverwalter:in oder Bauträger:in ausüben. Sie beraten Kund:innen über Kauf, Verkauf, Vermietung und Finanzierung von Immobilien und übernehmen etwa die Vertragsvermittlung, Gebäude- und Grundstücksverwaltung oder Abwicklung von Bauprojekten.
Wie werde ich Immobilientreuhänder:in in Österreich?
Der Weg führt über eine staatliche Befähigungsprüfung bei der Wirtschaftskammer. Um aufgenommen zu werden, muss man das 18. Lebensjahr vollendet haben. Die eigentliche Ausbildung besteht in der Vorbereitung auf diese Prüfung, z.B. durch Lehrgänge bei WIFI oder anderen Anbietern. Mit Bestehen aller Prüfungsteile erhält man die Gewerbeberechtigung als Immobilientreuhänder:in[1].
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?
Als Hauptvoraussetzung gilt die Volljährigkeit (18 Jahre)[3]. Eine bestimmte Berufsausbildung ist nicht vorgeschrieben. Praxis oder vorangegangene Ausbildungen im Immobilien- oder Baubereich können allerdings für einzelne Prüfungsanrechnungen positiv sein. Zu beachten ist auch, dass man während der Vorbereitung und Prüfung die üblichen Zulassungskriterien für den Beamtenstatus erfüllen muss (z.B. keine Einträge, die einer Gewerbeberechtigung entgegenstehen).
Welche Inhalte umfasst die Ausbildung?
Die Ausbildung bereitet auf alle relevanten Themen vor: herrschende Rechtsnormen (MaklerG, WEG/MRG, Bauträgerrecht), grundlegendes Zivil- und Gewerberecht, Immobilienbewertung, Wohnbauförderung und allgemeine Wirtschaftslehre, Grundstücksrecht und Raumordnung, und technische Grundlagen wie Vermessung oder Energieausweis[2]. Darauf aufbauend gibt es spezialisierte Inhalte für Vermittlung und Verwertung von Immobilien, für Hausverwaltungen sowie für Bauträgerprojekte.
Wie sind die Berufsaussichten nach der Ausbildung?
Die Berufsaussichten sind ausgezeichnet. Sowohl für Immobilienmakler:innen als auch für Verwalter:innen besteht eine hohe Nachfrage im Immobilienbereich[5][6]. Wer die Befähigungsprüfung bestanden hat, erfüllt damit ein staatlich anerkanntes Qualifikationsniveau (vergleichbar Master) und kann sich selbständig machen oder verantwortliche Aufgaben in Unternehmen übernehmen.
Quellen
- [1] AMS Berufslexikon: Informationen zum reglementierten Gewerbe „Immobilientreuhänder:in“ – Ausbildung zum/zur Makler:in (berufslexikon.at)
- [2] WKO Kärnten: Trainingsplan Befähigungsprüfung – Lehrinhalte (wko.at)
- [3] WKO NÖ: Befähigungsprüfung Bauträger – Zulassung ab 18 Jahren (wko.at (NÖ))
- [4] WKO NÖ: Befähigungsprüfung Verwalter – Prüfungsaufbau (4 Module) (wko.at (NÖ))
- [5] AMS Berufslexikon: Berufsperspektiven Makler:innen – steigende Nachfrage (berufslexikon.at)
- [6] AMS Berufslexikon: Perspektiven Verwalter:innen – Outsourcing Hausverwaltung (berufslexikon.at)