Das klinisch-psychiatrische Verfahren ist ein wesentlicher Bestandteil des ersten Testtages im Aufnahmeverfahren der österreichischen Polizei. Es dient dazu, Persönlichkeitsmerkmale und potenzielles Risikoverhalten der Bewerber:innen zu erfassen und sicherzustellen, dass sie den psychischen Anforderungen des Polizeidienstes gewachsen sind.
Testtag 1: Ziel des Verfahrens
Das Verfahren zielt darauf ab, mögliche psychische Auffälligkeiten oder Störungen frühzeitig zu identifizieren, die die Eignung für den Polizeiberuf beeinträchtigen könnten. Dabei werden Fragen zu Persönlichkeit, Verhalten in Stresssituationen und Umgang mit Konflikten gestellt.
Ablauf des Tests
Der Test wird computergestützt durchgeführt und besteht aus verschiedenen Fragebögen, die sowohl Multiple-Choice-Fragen als auch offene Fragen enthalten können. Die Beantwortung dieser Fragen erfolgt unter standardisierten Bedingungen, um eine objektive Auswertung zu gewährleisten.
Fragen zur Selbsteinschätzung und Persönlichkeit
- Welche drei Stärken zeichnen Sie im Berufsalltag am meisten aus, und warum?
- Nennen Sie eine Ihrer größten Schwächen und beschreiben Sie, wie Sie aktiv daran arbeiten, sie zu verbessern.
- Wie fühlen Sie sich, wenn Sie Feedback erhalten, und wie reagieren Sie darauf?
- Was motiviert Sie am meisten, wenn Sie an ein anspruchsvolles Projekt herangehen?
- Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie Ihre Komfortzone verlassen haben. Was haben Sie daraus gelernt?
- Wie würden Sie Ihren Kommunikationsstil in drei Worten beschreiben?
- Welchen persönlichen Wert erachten Sie in der Zusammenarbeit im Team als am wichtigsten, und warum?
- Wie definieren Sie für sich persönlich Erfolg, und welche Ziele haben Sie sich dafür gesetzt?
Fragen zu Entscheidungsverhalten und Risikobewusstsein
- Beschreiben Sie eine Entscheidung, bei der Sie ein hohes Risiko eingegangen sind. Wie sind Sie dabei vorgegangen?
- Wie bewerten Sie Ihr persönliches Risikoprofil auf einer Skala von 1 (risikoscheu) bis 10 (risikofreudig)? Begründen Sie Ihre Wahl.
- Welche Informationen sammeln Sie in der Regel, bevor Sie eine wichtige Entscheidung treffen?
- Wie gehen Sie mit der Angst vor möglichen negativen Konsequenzen um, wenn Sie eine riskante Entscheidung treffen müssen?
- Schildern Sie eine Situation, in der Sie Ihre anfängliche Entscheidung revidiert haben – was ließ Sie umschwenken?
- Wie schätzen Sie Ihr Entscheidungsverhalten unter Zeitdruck ein? Gehen Sie dann mehr Risiken ein oder agieren Sie vorsichtiger?
- Wann ist es Ihrer Meinung nach sinnvoll, auf das Bauchgefühl zu hören, und wann sollten Sie eher nüchtern abwägen?
- In welchem Umfang konsultieren Sie andere (z. B. Kolleg:innen, Freund:innen), bevor Sie eine risikoreiche Entscheidung treffen?
Was passiert, wenn kein fachärztliches Gutachten vorgelegt wird?
Kannst du innerhalb der vorgesehenen Frist kein entsprechendes psychiatrisches Fachgutachten einreichen, wirst du im weiteren Verlauf nicht mehr für den Exekutivdienst berücksichtigt. Dir steht jedoch ein Zeitraum von 12 Monaten zur Verfügung, um den Nachweis nachzureichen. Wird das Gutachten – etwa aufgrund organisatorischer oder zeitlicher Verzögerungen – erst nach Ablauf dieser Frist vorgelegt, musst du das gesamte Eignungsverfahren erneut durchlaufen. Voraussetzung für eine weitere Teilnahme ist in diesem Fall eine vollständige Wiederholung der Aufnahmeprüfung.
Fazit: Auswertung und weitere Schritte
Die Ergebnisse werden sorgfältig analysiert. Sollten Auffälligkeiten festgestellt werden, informiert die zuständige Landespolizeidirektion die Bewerber:innen. In solchen Fällen ist ein zusätzliches Gutachten eines Facharztes für Psychiatrie und Neurologie erforderlich. Dieses Gutachten muss die festgestellten Auffälligkeiten widerlegen, damit das Auswahlverfahren fortgesetzt werden kann.
Weitere Informationen
Für weitere Informationen empfiehlt sich ein Blick auf die offiziellen Webseiten der österreichischen Polizei.